Wing Chun Schulen
für Selbstverteidigung · Kampfsport · Selbstbehauptung · Gewaltprävention
in Elmshorn & Pinneberg

Die verborgene Kraft

21.10.2006 Hamburger Abendblatt

Kampfsport Ein Unterrichtstag in der WingTsun-Schule Elmshorn

Die verborgene Kraft - Nicht provozieren, aufrechte Körperhaltung, nur im Notfall reagieren - diese Grundlagen fernöstlicher Selbstbehauptung und Selbstverteidigung vermittelt Oliver Drobczyk an der Kaltenweide.
Von Thorsten Busse

Elmshorn -

Oliver Drobczyk steht vor seinen fünf- bis achtjährigen Schützlingen und verbeugt sich. Seine Schüler tun es ihm nach und rufen laut "Choi Hing" (etwa: "Hallo und Guten Tag "). Der 37-Jährige ist Trainer und Ausbilder in der WingTsun-Schule in Elmshorn, die vor einem halben Jahr an der Kaltenweide eröffnet wurde. Eine weitere Schule ist zum Jahreswechsel in Pinneberg geplant, "doch ich möchte erst einmal diese in Elmshorn etablieren", sagt Drobczyk, der zweimal pro Woche aus Kiel anreist, um die Kampfkunst Wing Tsun zu lehren.

Vor knapp zehn Jahren hat sich Drobczyk für diese Sportart entschieden, die seit 1976 in Deutschland bekannt ist. "Keith Kernspecht hat damals den Großmeister Leung Ting nach Kiel eingeladen", berichtet Drobczyk. Der 62-jährige Kernspecht gilt heute als "Vater des Wing Tsun in Europa" und ist nach dem chinesischen Großmeister der höchstgraduierte WingTsun-Meister der Welt. Mehr als 50 000 Menschen in Europa haben sich mittlerweile der Kampfkunst Wing Tsun verschrieben, und es werden ständig mehr.

Während es den Erwachsenen hauptsächlich um das Erlernen der exotischen Kampfkunst, der Selbstverteidigung und um die Fitness geht, steht bei den jüngeren Teilnehmern vor allem Selbstbehauptung im Vordergrund. Das sieht auch Silvia Ponelles aus Elmshorn so. Sie ist Mutter zweier Kinder, Michel (8) und Johanna (5). "Johanna weiß noch nicht genau, ob sie Wing Tsun erlernen möchte. Aber für meinen Sohn Michel ist es sehr wichtig, dass er in diesem Kurs dabei ist. Meine Kinder sollen lernen, sich anderen gegenüber zu behaupten."

Der Schauplatz hat sich mittlerweile verlagert - vom Übungsraum auf den benachbarten Parkplatz. Die Kinder sollen lernen, sich von Fremden fern zu halten. Drobczyk sitzt zu diesem Zweck in seinem Auto und spricht die jeweils einzeln an ihm vorübergehenden Teilnehmer laut an. Wenn er zu aufdringlich wird oder ihnen gar zu nahe kommt, sollen sie laut "Feuer" rufen: "Auf ,Hilfe' reagiert doch kaum noch jemand." Silvia Ponelles als aufmerksame Beobachterin hinzu. Manchmal kommt zwar noch der spielerische Leichtsinn ins Spiel, doch Drobczyk unterbricht sofort und ermahnt seine Schützlinge eindringlich.

"Aber im Prinzip haben alle den Sinn dieser Übungen verstanden. Vor allem die Kinder können oft nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden. So ist es wichtig, dass sie solchen Situationen sofort aus dem Weg gehen", sagt er.

Zurück im Übungsraum stehen andere Inhalte im Vordergrund. "Die Kinder sollen mutig schauen, sich gerade hinstellen und Stop' sagen", erläutert Drobczyk. Auch hier greift er bei den verschiedenen Übungen immer wieder ein. "Gerade die Handsprache und eine laute, energische Stimme machen eine Menge aus." Teresa und Enno Schinkel-Voggenreiter, beide sechs Jahre alt, sind zwei andere Kursteilnehmer. Nach zwei Monaten Wing Tsun stellt Mutter Heike fest, dass "meine Kinder viel mutiger geworden sind. Sie wollten sich früher einfach nicht wehren".

Zum Abschluss der einstündigen Einheit werden in spielerischer Form noch einmal einige der Inhalte trainiert. "Stopticker" heißt die Trainingsform. Wer nicht schnell genug "Stop" sagen und die geeignete Körperhaltung einnehmen kann, wird vom Gejagten zum Jäger. Alle sind mit Begeisterung dabei, bevor Oliver Drobczyk die Stunde beendet. Alle Kinder stellen sich in einer Reihe vor dem Trainer auf, verbeugen sich und rufen laut "Choi Hing".

Für Drobczyk ist es wichtig, dass die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen bei einer entsprechenden Bedrohung die Initiative ergreifen. "Nicht provozieren, aber aufrechte Körperhaltung, energisches Gehen und eine laute Stimme, das alles wird immer wieder trainiert", führt der Kieler Coach, der selbst den zwölften Schüler-Grad inne hat und gerade in der Ausbildung zum ersten Techniker-Grad ist, die wichtigsten Inhalte auf. Der 37-Jährige ist mit Begeisterung bei der Sache, hat alles im Blick und immer einen Tipp parat. Assistiert wird er dabei von Übungsleiter Ralf Bülow.

Seit der Eröffnung der Schule im Frühjahr verzeichnet der Trainer mittlerweile 31 Teilnehmer in den Kursen - Tendenz steigend. "Denjenigen, die sich nach einer Schnupperstunde für WingTsun entscheiden, bieten wir Halbjahres- und Jahresverträge an." Für die zum Jahreswechsel in Pinneberg geplante WingTsun-Schule fehlen dem Kieler aber noch geeignete Räumlichkeiten. Wer Oliver Drobczyk in dieser Hinsicht weiterhelfen kann, kann ihn telefonisch unter 0431/318 4161 kontaktieren.

HINWEIS: Die aktuelle Telefonnummer lautet 040 89019451